Blogbeitrag

Notwendigkeit und Mehrwert von Vernetzung

The world is a village

Die Welt ist ein Dorf – man kann sicher sein, dieser Satz fällt, laufen sich Bekannte fern der Heimat unerwartet über den Weg. Und wohl nie traf diese Aussage besser zu als heute. Für jene, die wollen, ist die Welt heute 24 Stunden am Tag ein – zumindest digitales – Dorf. Über das Internet und seine Plattformen, Podien und Foren ist nahezu jeder Ort und jeder Mensch jederzeit erreichbar. Alle sind miteinander in Kontakt, alles ist vernetzt, selbst Maschinen und Geräte.

Seit Datenströme dichtgewebt den Globus umspannen, durch Tiefseekabel und über Satelliten geleitet, sind die Menschen sich über alle Entfernungen hinaus näher denn je. Die Digitale Revolution, die im ausgehenden 20. Jahrhundert ihren Anfang fand, beeinflusst nahezu alle Lebensbereiche und hat einen digitalen Lebensstil entstehen lassen. Wirtschafts- und Arbeitswelt, Öffentlichkeit und Privatleben haben sich binnen kürzester Zeit rapide verändert. Die neuen Medien prägen das Kommunikationsverhalten, die Sprachkultur und sogar Sozialisationsprozesse. Über das Internet of Things (IoT), das Internet der Dinge, kommunizieren mittlerweile sogar Maschinen und Geräte autonom miteinander. Der letzte Umbruch vergleichbaren Ausmaßes war die industrielle Revolution vor 200 Jahren.

Nur nicht den Anschluss verlieren!

Die Folgen für die Wirtschafts- und Arbeitswelt sind auch diesmal gravierend. Unter diesen Gegebenheiten erfolgreich zu wirtschaften und die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens zu sichern, ist eine große Herausforderung. Denn das Neue eröffnet nicht nur bis dato ungeahnte Möglichkeiten; die Risiken, die es birgt, sind kaum minder groß. Als gesichert gelten darf jedoch: Für diejenigen, die sich dem Wandel verschließen, wird es schwieriger als für diejenigen, die versuchen, ihn aktiv zu gestalten. Abwarten und Tee trinken empfiehlt sich also nicht. Das Gebot der Stunde lautet stattdessen: nur den Anschluss nicht verlieren! Und damit ist sowohl jener ans digitale Netz gemeint als auch die Einbindung in operative Netzwerke. Das gilt besonders für Betriebe, die ihre Leistungen an verschiedenen Stellen entlang einer Wertschöpfungskette erbringen, wie es Logistiker in der Regel tun.

Etwas von A nach B transportieren oder sachgemäß lagern, hat vielleicht gestern gereicht, um gewinnbringend zu wirtschaften. Heute ist die Implementierung der Logistik in den Unternehmensprozessen essenziell und bildet die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit einer jeden Unternehmung. Deshalb verlangt die Industrie 4.0 eine vernetzte, dezentralisierte und echtzeitfähige Logistik. Unternehmen, die noch nicht sämtliche Prozesse digitalisiert haben, die ihre Daten noch nicht systematisch speichern, auswerten, archivieren und teilen, werden es insofern sehr schwer haben, sich weiter am Markt zu behaupten. Eine entsprechende IT-Infrastruktur, leistungsfähige Softwarelösungen und natürlich das Know-how für deren Bedienung sind die Minimalvoraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmenszukunft. Aber nicht die einzige. Genauso wichtig – und dieser Aspekt wird nach wie vor oft übersehen – sind die Bereitschaft und die Fähigkeit zur Kooperation. Denn Wertschöpfungsketten lassen sich mittels digitaler Lösungen nur dann optimieren, wenn die beteiligten Unternehmen auch auf operativer Ebene gemeinschaftlich arbeiten. Einhergehend mit der Digitalisierung haben Netzwerke und Kooperationen deshalb stark an Bedeutung gewonnen. Und die steigenden Anforderungen in puncto Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben diesen Trend, man könnte auch Paradigmenwechsel sagen, noch verstärkt.

Mehr Effizienz durch das Bündeln und Optimieren von Transportströmen

Hat der singuläre Wettbewerb damit ausgedient? Mit Ja oder Nein ist diese Frage kaum hinlänglich zu beantworten. Allein die Herausforderungen der Digitalisierung und des Klimaschutzes haben jedoch Ausmaße, die wohl nur wenige Unternehmen sinnvoll allein werden meistern können. Erfolgsversprechender scheint die gemeinsame Entwicklung von Lösungen. So hat beispielsweise das EU-Förderprojekt NexTrust ergeben, dass sich über das Bündeln und Optimieren von Transportströmen in Netzwerken mit gleichberechtigten Partnern und sogar Wettbewerbern erhebliche Effizienzgewinne erzielen lassen – sowohl bei Stückgut- und Ganzladungsverkehren als auch bei kombinierten Verkehren. Und das kartellrechtskonform und unter Einhaltung unternehmensinterner Compliance-Regeln. Voraussetzung hierfür, so das NexTrust-Konsortium, sei jedoch der offene Austausch aller nicht kommerziell sensibler Informationen zwischen den Kooperationspartnern.

Der Großteil der deutschen Logistiker dürfte hierfür mittlerweile gerüstet sein. Doch selbst für Unternehmen, die dem Thema Digitalisierung besondere Aufmerksamkeit schenken und in diesem Bereich schon viel erreicht haben, ist es mitunter schwierig, einen reibungslosen Datentransfer sicherzustellen. Vor allem, weil ein einheitlicher Kommunikationsstandard fehlt. Die Karte der in der Logistik gebräuchlichen Datenformate gleicht dem berühmten Flickenteppich. Damit die vielen verschiedenen Systeme überhaupt miteinander kommunizieren können, müssen die Softwareanbieter Schnittstellen programmieren. Eine aufwendige und teure Lösung. Und eine fehleranfällige. Denn von Station zu Station werden die Informationen so x-mal konvertiert. Dabei gibt es immer wieder Inkompatibilitäten, die zulasten der Datenqualität gehen.

Flexibilität und Skalierbarkeit

An einer grundsätzlichen Lösung für dieses Problem arbeitet aktuell das noch junge Start-up NeoCargo aus Karlsruhe (lesen Sie hierzu auch das Interview auf Seite 10). Das Gründerteam will ein Angebot schaffen, das angeschlossenen Logistikunternehmen den verlustfreien Datenaustausch mit allen gängigen Systemen der Branche erlaubt und so die Kommunikation in Netzwerken, Kooperationen und Allianzen auf ein neues Niveau hebt. Das Ergebnis sind mehr Möglichkeiten und mehr Flexibilität. Die Basis dafür bildet ein Datenformat, das speziell für die Logistik konzipiert wurde und deshalb alle im speditionellen Alltag gebräuchlichen Wertebereiche abbilden kann. Unternehmen, die sich NeoCargo anschließen, sprechen sozusagen dieselbe Sprache. Erforderlich ist lediglich noch eine Schnittstelle vom jeweiligen Transport-Management-System zu NeoCargo. Über den Karlsruher Daten-Hub können die so generierten Daten zudem ausgewertet und beispielsweise intelligente Lösungen für Pool-Konzepte entwickelt werden. Netzwerken in seiner modernsten Form.

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